Wie werden wir unsere Sachen los?

Nachdem wir uns für ein Tinyhouse entschieden hatten wurde uns bewusst, dass vor uns die Herausforderung lag unsere gesamte Wohnung mit allen Möbeln aufzulösen und das meiste unseres Besitzes wegzubekommen. Ob Bücher, CDs, DVDs oder Schuhe, Mützen, Schals, Jacken oder Gesellschaftsspiele, Kinderspielzeug, Kuscheltiere oder auch Dekogegenstände und Geschirr. Es gab so einiges auszusortieren. So besorgen wir uns erst einmal Kartons und begannen sogleich damit erste Schränke auszuräumen und Gegenstände auszusortieren. Doch uns wurde ziemlich schnell klar, dass das Reduzieren von Besitztümern nicht die leichteste Aufgabe ist. Denn beim Durschstöbern der Wohnung wurde uns erstmal wieder bewusst, wie groß die Wohnung ist und wie viele Sachen wir überhaupt haben. Vor uns stand die Herausforderung die komplette Wohnung einmal auf den Kopf zu stellen und sich jeden Bereich, vom Badezimmerschrank, über Spieleschrank, Balkon bis hin zur Werkstatt im Keller vorzunehmen und gründlich auszusortieren.Wie war das zu schaffen?

 

Hierbei stellte sich die Frage wie wir beim Ausmisten vorgehen sollen, vor allem wenn es sich um solch einen Radikalschlag handelt. Wir haben für uns verschiedene Herangehensweisen gefunden.

 

Grundsätzlich haben wir gemerkt, dass es sich besser anfühlt sich auf das dabei auf das Positive  zu konzentrieren. Anstatt sich zu fragen, was möchte ich nicht mehr? Was soll weg? ist es besser sich beim Ausmisten zu fragen,

 

Was möchte ich in mein Tinyhouse mitnehmen?

Was ist es Wert einen Platz in meinem neuen stark begrenzten Raum einzunehmen? (Warum?)

Was brauche ich wirklich?

Was benutze ich oft und gerne, was weniger? (Dinge die z. B. nur ein Mal im Jahr genutzt werden wie ein Fondue dürfen weg, am Besten an Freunde ;-)

Wenn ich diesen Gegenstand betrachte, benutze, anziehe, fühlt es/er sich gut an?

Wenn ich alle z. B. Kuscheltiere, Tassen, Mützen... vor mir in einem Laden liegen sehen würde, was würde ich wieder kaufen?

 

Am leichtesten ist es wohl, wenn man sein neues Heim schon hat und man wirklich nur die Sachen mitnimmt die man braucht. Da dies leider noch etwas dauert und das weggeben und Dingen auch Zeit braucht haben wir angefangen, ganze Schränke oder Themenbereiche (wie schminksachen, Kuscheltiere...) uns vorzunehmen. Hierbei fanden wir am besten die Schränke komplett auszuräumen und nur wieder einzuräumen was bleiben darf. Oder wie bei Einkaufen alle Teile aus einem Bereich auszubreiten und bewusst "neu" einkaufen zu gehen. Teilweise sind wir auch durch die Wohnung gelaufen und haben Teile genommen und in Kisten weggepackt. Die aussortierten Dinge haben wir dabei in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Was wird am Flohmarkt verkauft (z. B. unser selbst organisierter Dorfflohmarkt in Herlazhofen am 23. Juni) Was wird an einem Basar verkauft (wie Kleidung oder Kinderschuhe) Was wird gespendet (wie z. B. an den Lionsclum oder Magitaladen die für einen guten Zweck die Sachen verkaufen) oder was wird weggeschmissen.

Wichtig ist nur, dass die aussortierten Gegenstände möglichst schnell aus dem Blickfeld entfert werden. So hat man zum einen das Gefühl es wird weniger und man kommt nicht auf die Idee dem ganzen nachzutrauern oder es doch wieder zurück haben zu wollen.

 

Apropos nachtrauern. Ausmisten macht nicht immer Freude. Neben der körperlichen Anstrengung das Zeug wegzubringen und der geistigen Anstrengungen sich zu entscheiden was bleiben darf, ist es ein seelischer Prozess. Es geht um die Fähigkeit Loszulassen, was wohl eins der schwierigsten Aufgaben im Leben ist. Besonders schwierig ist das Loslassen bei Dingen die mit Erinnerungen verknüpft sind. Ob es Geschenke sind die man vor langer Zeit bekommen hat, Erbstücke die man bis jetzt gut gehütet hat, Fotos, Briefe... die man mit schönen Momenten verknüpft hat oder in unserem Fall auch eine Dinge die man selbst gebaut, gemalt, geschnitzt... hat. Hier fällt es oft schwerer materielles wegzugeben. Hier ist es wichtig sich selbst ehrlich zu fragen, warum halte ich so an diesem ... fest? Benutze ich es wirklich, habe ich wirklich Freude daran oder habe ich es nur aus Pflichtgefühl einer anderen Person gegenüber (weil es z. B. ein Geschenk war? Brauche ich diesen Gegenstand wirklich um mich an eine bestimmt frühere Zeit zu erinnern oder habe ich Erinnerungen in meinem Kopf gespeichert? Habe ich bestimmte Dinge weil ich früheren Momenten, Zeiten nachtrauere? Oder schaffe ich es heute diese vergangenen Zeiten wertschätzend loszulassen um im hier und jetzt zu leben! :)

Zum Thema Geschenke musste ich mir wieder bewusst werden, dass man ja Geschenke macht um dem anderen eine Freude zu machen. Wenn ich das Geschenk überbracht habe ist mein Teil getan. Ab diesem Moment darf der andere entscheiden was er damit machen möchte. Somit habe auch ich die Freiheit mir geschenktes zu behalten oder vielleicht auch an andere weiterzugeben um wieder jemand anderem eine Freude zu machen.

 

Bei selbstgemachten Sachen habe ich versucht einen guten Platz dafür zu finden, sie Freunden zu schenken oder zu verkaufen. Für meine Bilder plane ich im Herbst meine erste eigene Ausstellung (das war schon lange mein Wunsch und so habe ich die Möglichkeit das ein oder andere Bild zu verkaufen)

 

Wenn man etwas besitzt weil es einen an vergangene Zeiten erinnert, ist es gut sich zu Fragen, ob es gute Erinnerungen sind. Im Idealfall gibt es einem jedesmal ein gutes Gefühl wenn man den Gegenstand betrachtet, in der Hand hält oder am Körper trägt. Wird man aber eher wehmütig und traurig über die vergangene Zeit dann kann man sich etwas gutes Tun indem man es weggibt, wegwirft...

 

Es gibt auch Besitztümer(wie z. B. mein Mountainbike) das ist mir damals gekauft habe weil ich immer ein Mountainbike wollte, zudem noch ein Rot weißes das mir richtig gut gefallen hat und weil ich es immer toll fand ein Mountainbike zu haben. (Somit habe ich mir damals einen Wunsch damit erfüllt) Es hat mich auch in einem schönen Lebensabschnitt begleitet. (somit sind mit dem Fahrrad schöne Erinnerungen verknüpft) Heute muss ich bei ehrlicher Betrachtung mir eingestehen, dass ich es in den letzten Jahren nie wirklich geschafft habe damit ins Gelände zufahren oder längere Touren zu fahren. Da war wohl meine Motivation nicht hoch genug. Und ich muss mir wohl eingestehen, dass ich im Herzen keine Mountainbikerin bin. Ich wäre es gern gewesen (somit sind an das Fahrrad wünsche verknüft) Es macht mir nur leider keine Freude im Sommer mich anzustrengen um einen Berg mit dem Fahrrad hochzufahren, dazu auf einem unbequemen Sattel um dann verschwitzt eine halbe Stunde im Anschluss zu brauchen um mich wieder zu aklimatisieren. Zudem hat sich meine Lebenssituation stark verändert. Ich bin kein Single der spontan mit seinen Freunden in die Berge zum Biken fährt. Ich bin dreifache Mutter und wenn ich im Alltag Fahrrad fahre, dann entweder mit Kind im Sitzerle oder mit Kindern und Gepäck im Fahrradanhänger und das im Hügeligen Allgäu. Dafür habe ich ein E-Bike womit mir trotz schwerer Last das Radeln sogar Freude macht. Aber ein Mountainbike ist da völlig fehl am Platz. Hier heißt es für mich loslassen. Und ich finde es erschreckend wie sehr ich daran festhalten will, an Erinnerungen und einer Version von mir die ich nicht bin. Aber ich bin dabei! Darum wird das Mountainbike nun nach ewigem Hin und Her endlich in Ebay Kleinanzeigen eingestellt.!

 

Beim Thema Ausmisten ist Ebay Kleinanzeigen eine gute Hilfe. Wir haben schon einige Sachen (wie Nudelmaschine, Wohnzimmertisch, Sofa, Stoff, Wiege) in den letzten Wochen darüber verkauft teilweise auch verschenkt.

 

Im Moment warte ich noch auf den Moment an dem ich das Gefühl habe, dass es wirklich weniger wird! Und auf den Moment wo ich wirklich die Sachen packen kann damit ins Tinyhouse ziehen und alles andere wegzugeben. Denn dann haben wir die Möglichkeit deinen Wohnungsflohmarkt oder Verschenketag zu organisieren und der Rest kommt in einen großen Müllcontainer! Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.