Der Bauantag... ein Thema für sich

Nachdem das Bauen uns sehr in Anspruch genommen hatte und wir mit dem Thema Stellplatzsuche einige Zeit verbracht hatten. War es schon ende Oktober geworden, bis wir endlich unseren Pachtvertrag über ein Baugrundstück in Händen hielten.

Wir waren mega froh und wollten natürlich sofort unseren Bauantrag einreichen. Doch moment Mal. Das wäre ja zu einfach... Wer darf denn überhaupt Bauanträge einreichen und erstellen? In Deutschland ist das natürlich gesetzlich geregelt, und nein es darf nicht jeder. Bei größeren Bauvorhaben braucht man den Status als Architekt, bei kleineren reicht ein Meister im Bauhandwerk, leider zählte da Michis Techniker nicht daszu.

Heißt also einen Meister suchen, und Raphael hatte ja als Zimmerer den Kontakt zu Zimmerer-meistern. Also dachten wir, wir könnten diesen Punkt abgeben, was uns nur recht war, da so langsam die Motivation sank und ein kleiner "Bauburnout" eintrat.

Nachdem der erwähnte Meister nun aber nach mehreren Wochen endlich mal Zeit fand sich mit uns zu treffen, erfuhren wir, dass er sowas auch zum ersten Mal machte. Heißt auf Erfahrung im Bauanträge einreichen konnten wir hier nicht zurückgreifen. Wir gaben im also unsere Unterlagen mit und er meinte er würde das dann am Wochenende schnell machen... entweder er hatte den Aufwand unter-, oder sich selbst überschätzt... auf jeden Fall hörten wir wieder zwei Wochen nichts von ihm. Dann rief Michi mal an uns fragte nach wie es denn nun aussähe. Naja er hätte am nächsten Tag gerade kein Material auf der Baustelle und könne sich also morgen damit beschäftigen war die Antwort. Und ganz beiläufig wurde dann noch erwähnt, dass das ganze aber ungefair 1500€ kosten würde.

Hmmmm da kamen wir ins krübeln, für das "mal zwischen den Baustellen" erledigen so viel Geld zu bezahlen, gab es da nicht noch einen günstigeren Weg?

Wir suchten also selbst nach einem Zimmerermeister in der Nähe und es gab auch in unserem Dorf einen der und auch kannte. Dieser sagte uns zu den Antrag für uns einzureichen, er würde ihn aber nicht erstellen, da er das auch noch nicht oft gemaht hatte. Wenigstens war er ehrlich.

 

Hieß nun aber doch selbst aktiv zu werden und auch diesen Teil noch selbst zu stemmen. Nachdem nun schon so einige Wochen ins Land gegangen waren fingen wir also wieder bei Null an und Michi kämpfte sich durch die LBOVVO um herauszufinden was er alles brauchte. Zwei Termine auf dem Baurechtsamt halfen auch sehr weiter, da der Beamte schnell und deutlich sagte was er alles brauchte und wie es für ihn auszusehen hätte.

Also waren auch im Dezember, der vorgesehen war um sich vom Baustress zu erholen, einige Abende der Arbeit am Bauantrag und den Recherschen hierzu gewidmet.

Auf der Baustelle ging in dieser Zeit nichts weiter, aber wir kauften uns kurzerhand noch eine Jurte was aber auch an anderer Stelle erzählt werden soll.

 Michi war nun damit Beschäftigt Zeichnungen aus seinem 3D-Model auszuleiten, den Lageplan zu erstellen und die Formulare auszufüllen.

Am meisten Sorgen machte uns hier schon die Suche nach einem Statiker der uns einen Standsicherheisnachweis erstellen würde. Doch dies schoben wir erstmal beiseite und hofften auf §19 der LBOVVO in dem vom Standsicherheitsnachweis befreit werden kann.

 

Am 20. Dezember, pünktlich vor dem Weihnachtsurlaub konnten wir unseren Antrag dann einreichen. Somit fingen die 4Wochen bearbeitungsfrist der Behörde schonmal an und wir konnten entspannt die Weihnachtsfeiertage und das neue Jahr erleben.

 

Die Tage wurden wieder länger und auch die Motivation an den Brücken weiter zu bauen kam nach dem Jahreswechsel zurück. So bauten wir und warteten auf den Bescheid vom Amt. Als dieser eine Woche überfällig war fragte Michi direkt nach und bekam ihn dann auch noch am selben Tag in die Hand gedrückt.

Eine Liste mit 15 Punkten. Darauf war zu sehen was verschiedene Abteilungen im Bauamt an dem eingereichten Antrag zu bemängeln hatten. Klingt erst mal wie ein harter Schlag, doch damit war zu rechnen, da wir ja Laien im einreichen von Bauanträgen waren ;)

Einige Punkte ließen sich schnell erledigen, wie z.B. das Ausfüllen von verschiedenen Formularen. Andere waren deutlich komplexer. Aber Michis Taktik mit dem Amt umzugehen erwies sich als sehr unkompliziert und schnell. Er ging zur Baurechtsabteilung die das Schreiben verfasst und damit die Punkte der Fachbereiche zusammengetragen hatte und ließ sich mitteilen welcher Fachbereich den jeweiligen Punkt verfasst hatte.

Dann ging er zum jeweiligen Fachbereich und fragte konkret nach worin der Mangel bestand und wie er behoben werden könne. Meist bekam er einer gute Antwort und konnte darauf bei der Bearbeitung eingehen.

Beim Punkt "Lageplan" war es zum Beispiel so, dass die Bemmaßung, Farbgebung und insgesamt die Darstellung nicht der LBVVO entsprechen würde. Bei der Nachfrage kam heraus, dass das Baurecht aus dem Lageplan ersehen können müsse ob Abstandsflächen eingehalten würden. Die Verfasserin des Satzes auf unserer Vorprüfung erklärte, dass wenn der zuständige Baurechtler mit dem Lageplan so arbeiten könne ihr Vermerk nichtig sei. Also stand Michi 5min später vor der Tür des Baurechtlers und klopfte. Beim Gespräch sagte dieser er würde alle nötigen Maße haben und könne den Fall so wie er dargestellt ist beurteilen. Er schickte auch gleich eine Mail in die Runde um dies allen mitzuteilen.

Da sieht man wieder mal was es bringt mit den Leuten zu reden. Denn auch Beamte sind Menschen. Hätte ich das Gespräch nicht gesucht wären entweder ettliche Stunden ins überarbeiten des Lageplans geflossen oder wir hätten einen Architekten beauftragen müssen.

 

Der einzige Punkt der uns lange Kopfzerbrechen machte war der des Standsicherheitsnachweises. Wir hatten zwar schon im Dezember über das Tinyhousforum einen Statiker gefunden der bereit war uns die Berechnungen zu machen, jedoch wollte dieser ca. 3500€ dafür haben und das stand für uns in keiner Relation zu unseren Baukosten. Bei einem Familienessen sprachen wir natürlich mit unseren Verwandten auch über dieses Thema und eine von Michis Cousinen die vor kurzem selbst gebaut hatte nahm sich der Sache an. Sie kontaktierte ihren Architekten, der wiederum auf einen Statiker verwies welcher uns dann auch einen sehr guten Preis machte.

 

Damit war auch dieses Thema vom Tisch und wir konnten unseren Verbesserten Antrag Anfang Februar einreichen.  Beim Abgeben der Unterlagen sagte mir die Bearbeiterin, dass es nun ca. 4 Wochen daueren würde bis der endgültige Umlauf geschehen sei. Heißt wir hoffen darauf Anfang März den Bescheid zu bekommen. (Stand 23.02.20)