Tinyhouse-Planung

Worauf wollen wir Bauen?


Wenn man sich ein Tinyhouse bauen möchte, steht man wie bei einem Hausbau auch, vor einem großen Haufen Entscheidungen die getroffen werden müssen. Die erste und sehr entscheidende Frage ist, worauf soll das Tinyhouse stehen um eine solide Ausgangslage zu haben und trotzdem mobil bleiben zu können. Bei unserer Internetrecherche trafen wir zunächst auf die Möglichkeit auf einen Trailer, also einen Anhänger zu bauen. Der Vorteil ist, dass er jederzeit bewegt werden kann. Der Nachteil ist, dass man die Straßenverkehrsordnung einhalten muss. Dies bedeutet, dass man bestimmte Maße (2,55 x max. 9 m) einhalten muss und dass in den meisten Fällen das Gesamtgewicht nicht mehr als 3,5 Tonnen betragen darf (was bei einem voll ausgebauten Tinyhouse schnell mal erreicht werden kann). Zum anderen braucht man TÜV für den Wagen und muss den Unterbau in Schuss halten. Darüber hinaus braucht man Aufgrund des Gewichtes ein starkes Zugfahrzeug wie z. B. einen Traktor (den wir nicht haben, geschweige denn einen passenden Führerschein) und die Fahrtgeschwindigkeit ist auf ca. 40 km/h begrenzt was den Umzugsradius sehr eingrenzt. Da wir zunächst dachten, dies wäre die einzige Möglichkeit, machten wir uns auf die Suche nach Zimmereien die solche Trailer bebauen. Im Internet fanden wir zwei interessante Firmen. GoTiny in Gars an Inn und Zimmerei Pletz in Ortenburg. Um uns mögliche Bauformen anzusehen und um hoffentlich jemanden zu finden der mit uns unser Projekt verwirklicht machten wir uns auf nach Niederbayern. Beim Tag der offenen Tür konnten wir in mehrere Wägen hineingehen und unsere Ideen besprechen. GoTiny ist ein sehr kleiner Betrieb und so hatten wir mit mindestens einem Jahr Wartezeit zu rechnen. Dies kam uns in unserer Baueuphorie nicht gerade entgegen. So hatten wir Holzbau Pletz als potentiellen Partner ins Auge gefasst. Doch uns wurde schnell klar, dass das ganze doch kostenintensiver werden würde als gedacht. Nachdem Pletz uns für einen Wagen ohne Innenausbau einen groben Kostenvoranschlag von 60.000 € machte, war unsere Freude etwas gedämpft und wir waren unsicher ob und wie wir unseren Traum in die Tat umsetzen könnten.

 

Als wir Freunde besuchten die momentan als Familie in einem Bauwagen wohnen, wurden wir auf eine neue Idee gebracht. Ein Tinyhouse nicht auf einen Trailer zu bauen sondern auf eine LKW-Wechselbrücke (ein Stahlträger mit einklappbaren Stahlstützen der von LKWs transportiert und abgestellt werden kann) Der Vorteil einer Brücke ist, dass man keinen TÜV braucht, sich nicht ums Untergestell kümmern muss und eine maximale Gewichtsbegrenzung von 16 Tonnen hat. Darüber hinaus sind gebrauchte Brücken für ca. 1000 € zu bekommen, wohingegen Trailer mindestens 3000 € kosten. Darüber hinaus kann man die Breite auf maximal 3 m erweitern (was als  Sondertransport mit Warnleuchte möglich ist). Der Nachteil ist, man kann die Brücke nicht selber transportieren sondern braucht ein Transportunternehmen. Dies kostet ca.300 - 500 € was für einen kompletten Umzug eigentlich ein faierer Preis ist ;-) und der LKW kann die Brücke auch mit 80 km/h transportieren.

 

Nach abwägen der Vor- und Nachteile haben wir uns inzwischen für das bebauen von Brücken entschieden. Ein Entscheidungsgrund war dabei auch, dass es zufälligerweise bei uns in der Nähe einen Zimmerer (Raphael) gibt, der solche Brücken bebaut. Somit können wir selbst einiges mithelfen was das ganze um einiges günstiger macht.

Wie wollen wir das Tinyhouse bauen?

Nachdem wir uns entschieden haben wo, mit wem und worauf wir bauen wollen, stellte sich nun die Frage wie das ganze aussehen soll. Neben grundlegenden Dingen wie dem Wandaufbau und der Dachform ging es in unserer Planung nun auch sehr um die Innenaufteilung. Diese ist Aufgrund des geringen Platzes und der begrenzten Breite relativ knifflig. Um uns die Aufgabe etwas zu erleichtern, durchstöberten wir zunächst das Internet nach bereits gebauten Tinyhouses um Ideen für die Außengestaltung, sowie die Innenaufteilung zu bekommen. Gleichzeitig machen wir uns Gedanken darüber, welche Bedürfnisse wir haben und wie wir sie auf kleinem Raum berücksichtigen können. Hierbei ging es viel um grundsätzliche Bedürfnisse aber auch um die Frage worauf können wir verzichten? Können wir manche Sachen wie z.B. eine Waschmaschine oder eine Werkstatt auch mit anderen gemeinsam nutzen und können wir solche Dinge auslagern? Für die Innenaufteilung machten wir uns Skizzen und mögliche Möbel als Papierschnipsel im passenden Maßstab. Mit diesem Hilfsmittel konnten wir verschiedenste Varianten auf Papier legen und uns besser vorstellen. Hierbei wurde uns schnell klar, dass zu viert in nur einem Wagen zu wohnen, so dass es von der Aufteilung für alle stimmig ist (mit Platz zum spielen, Rückzugsraum, Bad, Küche, Chillbereich...) fast unmöglich ist, zumindest wenn man nicht im Süden wohnt wo man sich das ganze Jahr hauptsächlich draußen aufhalten kann. So fiel irgendwann die Entscheidung gleich zwei Brücken zu bebauen und diese über Eck zusammen zu stellen und auch direkt zu verbinden.

 

Inzwischen sind wir uns schon in vielem klar geworden, wie wir es machen wollen, dass hat auch lang genug gedauert mit einigen verworfenen Plänen. Nun steht fest, dass wir zwei Brücken bebauen. Die erste steht bereits beim Raphael. Diese hatte er für sich selbst geplant und die Wände bereits vorbereitet. Da es für ihn grade noch nicht passend ist können wir diese übernehmen. Diese ist 2,55 x 7,5 Meter groß. Das Tinyhouse bekommt ein Flachdach, dass begrünt werden soll. Im Idealfall mit einer Schilfkläranlage. In diesen Teil kommt der Schlafbereich mit großem Stockbett, einem Spielbereich und ein abgetrennter Nähbereich :)

Die zweite Brücke (wenn wir sie haben) wird auf drei Meter verbreitert durch einen Holzaufbau, die Wänder werden im Ständerbau gefertigt mit Hanf gedämmt. Auf diese Brücke kommt dann am Stellplatz ein Satteldach, aus drei vorgefertigten Modulen mit richtigen Dachziegeln. In diesen Teil des Tinyhouses kommt das Bad, Küche, Essbereich und Chillbereich mit Holzofen. Soweit mal die grobe Aufteilung. Die Planung wird natürlich noch wesentlich genauer und ausgefuchst bist ins kleinste um den Raum ideal auszunutzen mit versteckten Stauräumen etc.

Wo wird unser Tinyhouse stehen?

Das wohl entscheidenste Frage wenn es um das wohnen in einem Tinyhouse geht. Denn hier befinden wir uns in einer Grauzone, was das legale bewohnen eines mobilen Hauses geht. Es gibt keine eindeutigen Regelungen. Es ist klar, dass man einen Wohnsitz braucht. Ob man eine Baugenehmigung oder einen Baugrund braucht war uns bis dato nicht ganz klar. Aus diesem Grund gibt es genug Menschen, die einfach ihren Bauwagen etc. irgendwo möglichst versteckt hinstellen, darin wohnen und hoffen, dass niemand blöde Fragen stellt. Uns war klar, dass wir einen möglichst offiziellen, legalen Weg finden wollten. So vereinbarte Michi Gesprächstermine bei der Stadtplanung und dem Bauamt um Möglichkeiten und rechtliche Rahmenbedingungen abzuklären. Hierbei kam heraus, dass die Stadt Leutkirch relativ offen ist für neue Wohnideen, auch Aufgrund des Wohnraummangels. Beim Bauamt konnte uns nichts eindeutiges gesagt werden. Da das Baurecht inzwischen so komplex geworden ist (durch vor Gericht entschiedene Nachbarschaftsauseinandersetzungen etc. die alle im Baurecht aufgenommen wurden) wurde uns mitgeteilt, dass es nur an konkreten Grundstücken geprüft werden kann. Grundsätzlich hätten sie nichts dagegen und versuchen auch Projekte zu ermöglichen. Es wurde allerdings klar, dass sich ein Fahrzeug, ob Zirkuswagen etc. keine fliegende Baute mehr ist, sobald es länger als drei Wochen an einem Platz steht. Wenn man darin auch noch wohnen will braucht man eine Baugenehmigung und das auf einem Baugrundstück. Da wir selbst keinen haben musste so ein Bauplatz erstmal gefunden werden. Entweder zu kaufen oder zu pachten.

Im Moment sind wir noch auf der Suche nach einem Platz wo wir stehen dürfen. Es gibt mehrere Ideen in der Nähe von Leutkirch in Weipoldshofen. Doch leider haben wir noch keine eindeutige Zusage. Der potenttielle Platz ist leider kein Bauplatz. Doch wir werden nochmal mit dem Bauamt sprechen ob es nicht auch die Möglichkeit einer Sondergenehmigung gibt, da wir ja keinen Grund durch Fundamente versiegeln. Das Thema Stellplatz ist etwas nervig und auch ein Grund warum wir das Bauen noch hinaus gezögert haben. Doch seit ein paar Wochen haben wir uns nun entschieden mit dem Bau trotzdem zu beginnen auch wenn der Platz noch nicht ganz sicher ist.

Es geht endlcih los!!

Letzten Samstag am 22. September 2018 haben wir endlich mit dem Bauen begonnen, bzw. mit dem Vorbereiten der Brücke.

Da die Brücke schon älter ist hat sie einige Roststellen. Damit uns das Ding nicht wegrostet war unsere erste Aufgabe die Rostellen wegzuschleifen bzw. zu Bürsten, was am Besten mit einer "Flex" geht. So konnten wir dank Oma und Opa den ganzen Samstagnachmittag mit viel Lärm und Metallstaub die Brücke abschleifen und anschließend mit Rostschutzfarbe weitgehend bepinseln.

 

Wenn alles gut läuft wird in den nächsten Wochen der Wandaufbau gemacht. Dies sollte relativ schnell gehen, da die Wandelemente dieser Brücke bereits vorgefertigt sind. Einen Teil der Fenster (skandinavische Fenster, die nach außen aufgehen) haben wir die letzten Tage auch schon bestellt und morgen holen wir, wenn alles klappt, noch gebraucht Fenster in Lindau ab.