Viele meinen, mit einem Tinyhouse sei man ja frei und könne sich einfach irgenwo hinstellen. Theoretisch ist das ja auch so, doch Theorie und Praxis liegen leider zu oft weit auseinander.
In unserem eng besiedelten Land sind die Spielregeln wo man wohnen darf leider etwas enger gafasst als anderswo auf der Welt. Wer sich nun (wie wir es tun) versucht an die Regeln zu halten, der hat es nicht ganz so einfach wie es die Theorie verspricht.
Heißt wir haben uns erst einmal über die Regelungen was Tinyhäuser betrifft informiert. Hierzu haben wir das örtliche Baurechtsamt besucht und auch im Internet recherschiert. Alles lief darauf hinaus, dass Stand 2019 die Tinyhäuser egal ob mit Rädern oder ohne als normaler Bau angesehen werden. Das Bauamt Leutkirch hat hierzu auch extra nochmal in Tübingen (Landesbauamt Badenwürttemberg) angefragt und die Antwort erhalten, dass zwar schon viele Anfragen dieser Art eingegangen wären, sie aber bisher auf geltendes Recht zurückgreifen müssen und daher alle Bauvorschriften beachtet werden sollten.
Doch was hieß das nun für uns? Was für einen Platz suchen wir? Bebaubare Grundstücke befinden sich grundsätzlich nur im Innenbereich. Im Außenbereich dürfen nur Landwirte bauen. Also brauchen wir einen Platz, an dem auch jedes andere Haus gebaut werden könnte... scheint beim aktuellen Bauboom nicht so einfach zu werden.
Wir hatten lange mit einem Grundstück von Bekannten gerechnet welches sogar im Innenbereich liegt. Doch diese Hoffnung zerschlug sich da hier wie an so vielen anderen Stellen auch beim niedrigen Zins selbst überlegt wurde zu bauen.
Naja wenn man etwas Sucht muss man sich öffnen. Wir beschlossen einen Vertreter der örtlichen Presse zu uns einzuladen um in der Region auf unser "Problem" aufmerksam zu machen. Dieser Pressetermin und der daraus entstandene Artikel war das beste was uns passieren konnte. Die Menschen nahmen Anteil an unserer Situation und plötzlich taten sich verschiedenste Wege auf. Man sieht also doch noch, dass die Welt nicht nur aus "Eigenbrödlern" besteht, die nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Es gibt auch noch genug gute Menschen, die gerne gutes tun wollen.
Wir bekamen nach dem Zeitungsartikel viele Anrufe, teils mit Angeboten über Plätze, teils auch nur weil uns die Leute sagen wollten wie gut sie unseren Schritt finden.
Insgesamt bekamen wir 14 Angebote, wovon 7 Stück rechtlich legale Bauplätze waren.
Ans Bauplatz-pachten hatte vor der Tinyhousebewegung wohl noch kaum jemand gedacht. Denn wenn ich ein Haus auf ein Grundstück baue, dann soll das ja auch da bleiben. Heißt der Platz muss mir auch gehören. Klar ist auch, dass in einer Region wie der unseren, in der in den nächsten Jahren ein Zuzug erwartet wird, jeder Eigentümer mit einer Wertsteigerung seines brach liegenden Platzes rechnen kann. Und die aktuelle Finanzpolitik macht es nicht gerade attraktiv Grundstücke gegen Geld einzutauschen, da hierfür dann sogar Strafzinsen fällig werden.
Was tun also die Eigentümer von Grundstücken? Natürlich, sie bevorraten sie. "Es könnten ja mal die Kinder oder Enkel bauen wollen.", ist der Gedanke von vielen. Denn wie man überall hört ist es extrem schwer an Bauland zu kommen.
Durch Tinyhäuser könnte sich dieses Bild nun verändern. Platz und Haus können getrennt voneinander betrachtet werden. Hieraus ergeben sich für die Grundstückseigentümer wie auch für die Hausbesitzer ganz neue Möglichkeiten.
Ein Beispiel:
Eine Familie hat einen Bauplatz, der für das KInd (5 Jahre) vorgehalten werden soll. Dieser Bauplatz kostet sie über die Jahre eine Stange Geld, denn er sollte ja nicht komplett zuwuchern um das Ortsbild nicht zu verschandeln, man zahlt Grundsteuer usw. und was hat man von alledem wenn der Junior sich entscheidet in die Großstadt zu ziehen? Nichts! Am Ende hat man Geld in den Sand gesetzt und der Gesellschaft die nach Wohnraum schreit einen Bärendienst erwiesen.
Geht man nun jedoch den anderen Weg und läd jemanden mit seinem Tinyhouse ein für eine günstige Pacht dieses Baugrundstück zu bewohnen so spart man sich die Pflegemaßnahmen, bekommt etwas Geld um die Grundsteuer ect. zu finanzieren und nimmt einen Wohnungssuchenden vom Wohnungsmarkt. Den Pachtvertrag kann man ja so gestalten, dass sollte der Junior bauen wollen (was vielleicht mit 20 oder 25 Jahren der Fall sein wird) der Pachtvertrag zu diesem Zeitpunkt ausläuft. Baut nun der Junior steht dem nichts im Wege, baut er nicht bleiben die Pachteinnahmen und der Tinyhousebewohner freut sich.
Man sieht also ein Verpächter hat bei diesem "Geschäft" nichts zu verlieren.
Und genau so sahen es auch die netten Menschen, die uns ihre Plätze angeboten hatten.
Wir fuhren also jeden der infragekommenden Plätze an, trafen uns mit den Eigentümern und fühlten hin wo es sich stimmig anfühlte. Die Entscheidung schwankte häufiger hin und her, doch letztendlich führte uns unser Weg nach Wielazhofen (ein kleines Dorf mit ca. 20 Häusern) im ruhingen Hinterland von Leutkirch.
Das Dorf wirkt nett und der Platz reicht auch für Garten noch gut aus.
Der Pachtvertrag wurde unteschrieben und so haben wir nun für 110€ im Monat einen Bauplatz mit 530m² gepachtet.
Nun endlich können wir uns an den Bauantrag machen welcher ja wie oben beschrieben wie bei einem Standardhaus auch gestellt werden muss. Doch das ist ein anderes Kapitel.
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